Letze Aktualisierung Bernhard Merl 09.01.2022

©Lauftreff Teublitz 1987

 

 

Herbstausflug des Lauftreff Teublitz nach Udine

Vielen mag es so ergangen sein wie vielleicht den säumigen Zugvögeln: „Jetzt wird es Zeit, dass wir weiterkommen“, könnten sich die gesagt haben, denn der Herbst hatte mit Kälte, Wind und Regen mächtig in Bayern Einzug gehalten. Und so freuten sich denn auch die Ausflügler des Lauftreffs auf die traditionelle Herbstfahrt nach Italien, um noch ein paar Tage in südlicher Sonne genießen zu können.
Aber weit gefehlt. Man schien vom Regen in die Traufe gekommen zu sein, denn je weiter man in dem Süden kam, desto heftiger regnete es. In der Wettertristesse passte es auch, dass der Bus den Geist aufgab, kaum dass man auf italienischen Boden gelangt war. Mitten in einem Tunnel kam er nur noch mit Standgas vorwärts und mit Mühe erreichte er noch dessen Ende, dann war Schluss. Bei dieser Gelegenheit machte es sich bezahlt, dass die Lauftreff-Fahrten einen guten Ruf genießen und sich manchmal auch auswärtige Sportler den Teublitzern anschließen. Der Obermeier Peter aus Nabburg brachte mit entschlossenem Griff das Gas wieder in Schwung und nach einer Stunde ging es weiter; mit einem Ohr am Motor, ob der auch richtig läuft. Aber ohne weitere Zwischenfälle erreichte man Udine.
Am nächsten Morgen hatten sich die Wolken verzogen, es war angenehm warm geworden und die Berge, die durch den Kälteeinbruch schon mit Schnee überzuckert waren, leuchteten in der Sonne. Schönes Wetter war auch nötig, denn man hatte sich ein umfangreiches Kulturprogramm vorgenommen. An dieser Stelle sei einmal lobend das Interesse der Mitglieder des Lauftreffs an der Kultur hervorgehoben, die fester Bestandteil aller Ausflüge geworden ist.
Das Friaul ist eine sehr alte Kulturlandschaft, in der schon die Römer Städte gründeten, wie z.B. Aquileia oder Cividale. Municipien, Stützpunkte also, auf dem Weg zur östlichen Provinz Pannonien. Cividale, nicht weit von Udine gelegen, geht auf Julius Cäsar zurück, der der Stadt in der Antike auch seinen Namen gab, Forum Julii, und dessen Standbild auch die heutige Stadt ziert. Deutlichere Spuren haben jedoch die Langobarden hinterlassen. Ihre Herrschaft schloss sich im 6. – 8. Jahrhundert an die Römer an. An diese Zeit erinnert der Tempietto Langobardo mit seinen feinen Kalkstuckarbeiten aus dem 8. Jhdt. und dem hölzernen Chorgestühl, das aber erst im 16. Jhdt. dazukam. Dankeschön an dieser Stelle an Hermann Stadtbauer, der sein breit gefächertes historisches Wissen der Gruppe zur Verfügung gestellt hat.
Für den Nachmittag hatte Bernhard eine einheimische Führerin engagiert, die die Besucher in einem Spaziergang durch die Stadt Udine führte, Übrigens eine Signora reinsten Wassers, fein gebildet, vielsprachig, in jeder Metropole Europas vorstellbar, die künftige Europäerin.
Das Friaul besitzt innerhalb Italiens eine eigene politische Geschichte – erst 1918 kam es ganz zu Italien – und neben dem Italienisch auch eine eigene rätoromanische Sprache, worauf die Friulaner sehr stolz sind. Deshalb seien bis heute, so die Signora, öfters die Straßennamen zweisprachig ausgewiesen.
Über die Piazza Liberta, einen schönen venezianischen Marktplatz, ging es hinauf zum Schlosshügel, dem Zentrum der Stadt. Dort fand besonders die Kirche Santa Maria di Castello die Aufmerksamkeit der Gruppe, die durch langobardische Spuren auf eine lange Vergangenheit zurückblicken kann und durch ihre stille Einfachheit die Besucher anrührte. Von hier oben bot sich ein wunderschöner Ausblick auf die Stadt und die Alpen am Horizont, was unsere Führerin veranlasste, auf den geologischen Teil der bewegten Geschichte der Region hinzuweisen. 1976 hatte das Friaul ein schweres Erdbeben heimgesucht mit 900 Toten, dessen Epizentrum bei Venzone von hier oben aus gut sichtbar war. Äußerlich seien die Spuren verwischt, aber in der Seele der Menschen noch deutlich spürbar.
Die weitere Besichtigung ließe sich mit dem Namen Giovanni Babttista Tiepolo überschreiben. Im imposanten Dom konnten die Besucher seine Malereien in einer Seitenkapelle bewundern und im gegenüberliegenden Oratorio della Purita, einem ehemaligen Theater, findet sich eines seiner berühmtesten Gemälde, die Himmelfahrt Mariens. Mit Tiepolo haben wir natürlich eine schöne Verbindung zur Frühjahrsfahrt nach Würzburg. In der Eingangshalle der dortigen Residenz hat er sein Können in der vielleicht vollendesten Form offenbart.
So langsam wanderten aber die Gedanken an den Halbmarathon am nächsten Tag, der mit prächtigem Wetter begann. Nach kurzer Verwirrung über die Startzeit hatten sich die 19 Läuferinnen und Läufer des Lauftreffs zusammen mit anderen 1500 Teilnehmern um halb zehn am Start eingefunden. Nach 2 Stunden waren alle wieder wohlbehalten im Ziel der schnellen, ebenen Strecke. Sabine Eichinger konnte sich im Klassefeld der Damen gar unter den ersten 20 der Gesamtwertung platzieren. Jakob Jobst und Ferdinand Braun stellten mit Platz 107 bzw. 130 ihre läuferischen Fähigkeiten unter Beweis. Am schönsten aber war dann das gemeinsame Abendessen bei Wein, Pizza und anderen Köstlichkeiten, womit der Tag und eigentlich auch die Fahrt schon wieder ausklangen, denn am nächsten Morgen um halb zehn ging es wieder nach Hause.
Zum Schluß bleibt uns nur noch, dem Bernhard für die Organisation und Leitung der Reise zu danken. Sie war arm an Kuriositäten (von der Buspanne mal abgesehen), dafür aber konnten die Lauftreffler eine neue Region Italiens kennen lernen, wovon mehr zu sehen sich sicherlich gelohnt hätte (z.B. Triest), wozu aber leider die Zeit fehlte – wie so oft.

text j jobst