Herbstausflug
des Lauftreff Teublitz nach Udine
Vielen mag es so ergangen sein wie vielleicht den säumigen
Zugvögeln: „Jetzt wird es Zeit, dass wir weiterkommen“,
könnten sich die gesagt haben, denn der Herbst hatte mit Kälte,
Wind und Regen mächtig in Bayern Einzug gehalten. Und so freuten
sich denn auch die Ausflügler des Lauftreffs auf die traditionelle
Herbstfahrt nach Italien, um noch ein paar Tage in südlicher
Sonne genießen zu können.
Aber weit gefehlt. Man schien vom Regen in die Traufe gekommen zu
sein, denn je weiter man in dem Süden kam, desto heftiger regnete
es. In der Wettertristesse passte es auch, dass der Bus den Geist
aufgab, kaum dass man auf italienischen Boden gelangt war. Mitten
in einem Tunnel kam er nur noch mit Standgas vorwärts und mit
Mühe erreichte er noch dessen Ende, dann war Schluss. Bei dieser
Gelegenheit machte es sich bezahlt, dass die Lauftreff-Fahrten einen
guten Ruf genießen und sich manchmal auch auswärtige
Sportler den Teublitzern anschließen. Der Obermeier Peter
aus Nabburg brachte mit entschlossenem Griff das Gas wieder in Schwung
und nach einer Stunde ging es weiter; mit einem Ohr am Motor, ob
der auch richtig läuft. Aber ohne weitere Zwischenfälle
erreichte man Udine.
Am nächsten Morgen hatten sich die Wolken verzogen, es war
angenehm warm geworden und die Berge, die durch den Kälteeinbruch
schon mit Schnee überzuckert waren, leuchteten in der Sonne.
Schönes Wetter war auch nötig, denn man hatte sich ein
umfangreiches Kulturprogramm vorgenommen. An dieser Stelle sei einmal
lobend das Interesse der Mitglieder des Lauftreffs an der Kultur
hervorgehoben, die fester Bestandteil aller Ausflüge geworden
ist.
Das Friaul ist eine sehr alte Kulturlandschaft, in der schon die
Römer Städte gründeten, wie z.B. Aquileia oder Cividale.
Municipien, Stützpunkte also, auf dem Weg zur östlichen
Provinz Pannonien. Cividale, nicht weit von Udine gelegen, geht
auf Julius Cäsar zurück, der der Stadt in der Antike auch
seinen Namen gab, Forum Julii, und dessen Standbild auch die heutige
Stadt ziert. Deutlichere Spuren haben jedoch die Langobarden hinterlassen.
Ihre Herrschaft schloss sich im 6. – 8. Jahrhundert an die
Römer an. An diese Zeit erinnert der Tempietto Langobardo mit
seinen feinen Kalkstuckarbeiten aus dem 8. Jhdt. und dem hölzernen
Chorgestühl, das aber erst im 16. Jhdt. dazukam. Dankeschön
an dieser Stelle an Hermann Stadtbauer, der sein breit gefächertes
historisches Wissen der Gruppe zur Verfügung gestellt hat.
Für den Nachmittag hatte Bernhard eine einheimische Führerin
engagiert, die die Besucher in einem Spaziergang durch die Stadt
Udine führte, Übrigens eine Signora reinsten Wassers,
fein gebildet, vielsprachig, in jeder Metropole Europas vorstellbar,
die künftige Europäerin.
Das Friaul besitzt innerhalb Italiens eine eigene politische Geschichte
– erst 1918 kam es ganz zu Italien – und neben dem Italienisch
auch eine eigene rätoromanische Sprache, worauf die Friulaner
sehr stolz sind. Deshalb seien bis heute, so die Signora, öfters
die Straßennamen zweisprachig ausgewiesen.
Über die Piazza Liberta, einen schönen venezianischen
Marktplatz, ging es hinauf zum Schlosshügel, dem Zentrum der
Stadt. Dort fand besonders die Kirche Santa Maria di Castello die
Aufmerksamkeit der Gruppe, die durch langobardische Spuren auf eine
lange Vergangenheit zurückblicken kann und durch ihre stille
Einfachheit die Besucher anrührte. Von hier oben bot sich ein
wunderschöner Ausblick auf die Stadt und die Alpen am Horizont,
was unsere Führerin veranlasste, auf den geologischen Teil
der bewegten Geschichte der Region hinzuweisen. 1976 hatte das Friaul
ein schweres Erdbeben heimgesucht mit 900 Toten, dessen Epizentrum
bei Venzone von hier oben aus gut sichtbar war. Äußerlich
seien die Spuren verwischt, aber in der Seele der Menschen noch
deutlich spürbar.
Die weitere Besichtigung ließe sich mit dem Namen Giovanni
Babttista Tiepolo überschreiben. Im imposanten Dom konnten
die Besucher seine Malereien in einer Seitenkapelle bewundern und
im gegenüberliegenden Oratorio della Purita, einem ehemaligen
Theater, findet sich eines seiner berühmtesten Gemälde,
die Himmelfahrt Mariens. Mit Tiepolo haben wir natürlich eine
schöne Verbindung zur Frühjahrsfahrt nach Würzburg.
In der Eingangshalle der dortigen Residenz hat er sein Können
in der vielleicht vollendesten Form offenbart.
So langsam wanderten aber die Gedanken an den Halbmarathon am nächsten
Tag, der mit prächtigem Wetter begann. Nach kurzer Verwirrung
über die Startzeit hatten sich die 19 Läuferinnen und
Läufer des Lauftreffs zusammen mit anderen 1500 Teilnehmern
um halb zehn am Start eingefunden. Nach 2 Stunden waren alle wieder
wohlbehalten im Ziel der schnellen, ebenen Strecke. Sabine Eichinger
konnte sich im Klassefeld der Damen gar unter den ersten 20 der
Gesamtwertung platzieren. Jakob Jobst und Ferdinand Braun stellten
mit Platz 107 bzw. 130 ihre läuferischen Fähigkeiten unter
Beweis. Am schönsten aber war dann das gemeinsame Abendessen
bei Wein, Pizza und anderen Köstlichkeiten, womit der Tag und
eigentlich auch die Fahrt schon wieder ausklangen, denn am nächsten
Morgen um halb zehn ging es wieder nach Hause.
Zum Schluß bleibt uns nur noch, dem Bernhard für die
Organisation und Leitung der Reise zu danken. Sie war arm an Kuriositäten
(von der Buspanne mal abgesehen), dafür aber konnten die Lauftreffler
eine neue Region Italiens kennen lernen, wovon mehr zu sehen sich
sicherlich gelohnt hätte (z.B. Triest), wozu aber leider die
Zeit fehlte – wie so oft.
text j jobst
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